ZIEGEN- UND RINDERZUCHT
Früher wurden in Erto nur Ziegen gezüchtet. Die Region war überwiegend mit Wald bedeckt und es gab nur wenige, durch mühsame Abholzungen erhaltene Weiden. Aus diesem Grund wurden die natürlichen Weiden in den Bergen, oberhalb des Waldes maximal ausgenutzt. Das freie Gelände um die Siedlungen herum, wurde für die Saat genutzt und die wenigen Wiesen dienten zum Heumachen für den Winter.
Dann, als die Weiden begannen größer zu werden, begann man mit der Zucht von Bergrindern (Grauvieh und dann Braunvieh), Tiere mit niedriger Statur, aber für die Milchproduktion einerseits, als auch für die Fleischproduktion andererseits geeignet und widerstandsfähig, trotz des rauen Klimas in diesen Gebieten.
Die Ziegen und Rinder hatten nicht die gleichen Weiden, nicht einmal die gleichen Zeiten der Sömmerung.
Die Ziegen wurden in die Berge gebracht, von einem Ziegenhirten (vor allem Jungen) bewacht und wurden nachts in den „Tàmer“, Einfriedungen aus Stein und Holz, eingeschlossen.
Die Rinder dagegen wurden in "Mònt“ gebracht, d.h. auf die Almen. Zunächst auf die auf halber Höhe und dann, wenn das Gras weniger wurde, auf die höheren Almen an der Baumgrenze. Die jungen Rinder (Màndhe) wurden auf andere Weiden, die sogenannten „Mandhre“ gebracht.
Die Weiden der Ziegen, als auch die der Rinder waren Gemeineigentum (Vicìnia).
Nach dem Abstieg ins Tal kamen sie nochmals kurz auf die Weide in der Nähe des Ortes. Die Ziegen nach wie vor in einen „Tàmer” und die Rinder in die „Tavèla“. Noch heute erinnern die verschiedenen Ortsnamen an diese antike Tätigkeit.
Nach und nach bekam die Rinderzucht vor der Ziegenzucht den Vorrang.
Im Jahr 1872 wurden die Ländereien um die Ortschaft herum in „Sòrt“ (Parzellen) eingeteilt und dann an die ansässige Bevölkerung verkauft. Dies führte dazu, dass jeder Züchter in der Zeit von September bis Juni für sich selbst Milchprodukte produzierte, während das Vieh im Sommer auf die Weide geschickt wurde.